Wir können uns das Immunsystem wie ein eigenes Lebewesen in unserem Körper vorstellen. Es will stetig gehegt und gepflegt werden – dann funktioniert es prächtig und schützt uns vor Ungemach.
Was uns stark macht …
Nach dem westlichen Erklärungsmodell unterscheiden wir die angeborene und die erworbene Immunität. Während des Aufwachsens wird der Körper mit Fremdstoffen konfrontiert und lernt so Schritt für Schritt seine körpereigene Abwehr aufzubauen. Das erfolgt teilweise durch direkten Kontakt in den ersten Lebensjahren (wie Schmutz, Keime, geringen Dosen von Krankheitserregern = Hygienehypothese) und teilweise gezielt durch Impfungen.
Aus TCM Sicht wird das Konzept etwas weiter gefasst. Der natürlich Schutzpanzer unseres Körpers, die Haut, hat verschiedene Durchlässe (Nase, Körperöffnungen). Diese sind mit einem natürlichen Schutzfilm ausgestattet: Intakte Schleimhäute mit guter Durchblutung und Zirkulation tragen dazu bei, dass Schadstoffe abgefangen oder rasch ausgeschwemmt werden.
Schutz nach Aussen, Schutz von Innen …
Der Energiezustand des Organismus (Qi) verändert sich kontinuierlich mit den Außeneinflüssen. Sei es Atmung, Schlaf, Bewegung, Ernährung – Qi wird aufgebaut und auch wieder abgebaut. Daher ist es wichtig, in allem Balance zu halten (Yin/Yang).
Ein gesunder Organismus baut selbst natürliche Abwehrenergie auf. Intakte Haut, Schleimhäute, Ausscheidung, Ausatmung, Einatmung, ausgewogene Ernährung und Bewegung – wenn alles in Balance ist, steht genug Qi (Energie) zur Verfügung für die Anforderungen des Alltags, für die Abwehr von Ungemach, für die Abwehr von Krankheitserregern. Was tagsüber verbraucht wird, kann nachts im (hoffentlich tiefen und ausreichenden) Schlaf wieder aufgetankt werden.
Ist dieser Energiekreislauf unterbrochen, sei es durch Krisen, sei es durch Überarbeitung oder sonstige Verausgabung (Drogenkonsum, unausgewogene Ernährung) – vereinfacht gesagt: Stress jedweder Art – wird die Abwehrenergie geschwächt und schon ist es für Krankheitserreger ein Leichtes, den Organismus zu kapern und sich darin auszubreiten.
Das Interessante an diesem Konzept ist, dass es keine allgemeingültigen Rezepte dafür gibt, was gut und richtig, was genug oder was zuviel ist.
ein Bausatz für mehr Widerstandskraft …
Denn: das Abwehr-Qi setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Die Basis ist immer das Ursprungs-Qi, die uns bei der Geburt mitgegebene Grundausstattung an Energie, der Grad an Robustheit. Das ist sehr individuell, hat aber das ganze Leben hindurch beträchtliche Auswirkungen auf den Energiehaushalt.
Menschen mit einer soliden Grundausstattung können sich ziemlich viel erlauben, bis sie ins Defizit kommen. Das erscheint uns manchmal ungerecht, aber wir können lernen, mit den uns eigenen Schwächen umzugehen.
Haben wir eine angeboren schwache Konstitution, dann lernen wir früh, auf uns achtzugeben und mit unserer Energie hauszuhalten, um ähnlich gut durchs Leben gehen zu können, wie die „Büffel“ unter uns.
In der TCM geht das so: Atemluft und Nahrungsenergie werden über die Lungen und das Verdauungssystem für den Körper aufbereitet. Der Antrieb dafür wird aus dem Ursprungs-Qi (der angeborenen Energiereserve) beigesteuert. Die so entstehende Energie (= Vitalität) wird einerseits für die Erhaltung des Organismus verwendet (Nährendes Qi), andererseits für die Abwehr, den Schutzschild nach außen (Abwehr Qi).
Das Zusammenwirken dieser Komponenten lässt uns gut und ausgeglichen durchs Leben gehen. An jeder dieser Stellschrauben können wir einen Beitrag für das ganzheitliche Wohlbefinden leisten. Jede nach ihrem Vermögen, jede nach ihren Präferenzen und den Erfahrungen mit dem eigenen Körper: ausgewogene Ernährung, ausgeglichene Aktivitäten, ausreichend Schlaf und Regeneration – individueller geht es nicht.
Das ist auch das Geheimnis, warum die effiziente Stärkung des Immunsystems ein kontinuierlicher Prozess ist.
das Zusammenspiel der Meridiane …
Ein Merksatz in der TCM lautet: die Immunität wurzelt in den Nieren (= vorgeburtliches Qi). Den Sitz hat sie in der Milz (=Verdauungssystem holt Energie aus der Nahrung). Zum Ausdruck gebracht wird sie in den Lungen. (= Verteilung des Qi vor allem über die Haut zur Abwehr).
In der ganzheitlichen Betrachtung sind daher Atmung, Nahrung und mentale Stärke gleich wichtig. Der Einfluss der Psyche auf das Immunsystem hat in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt an Beachtung gefunden. Angst, Stress, Kummer sind keine guten Begleiter – die Atmung wird flach, die Nahrungsaufnahme ineffizient, das Verdauungssystem schwach, der Schlaf unterbrochen oder mangelhaft. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang, die letztlich den gesamten Organismus anfällig macht.
Gut sein zu sich selbst …
Daher: versuchen Sie achtsam für die Reaktionen des Körpers zu sein! Was mir guttut, das stärkt mich und mein Immunsystem, macht mich vital und robust. Das Immunsystem will gepflegt sein, wie ein Lebewesen. Es kommt mit uns in die Welt, wächst und verändert sich. Wir nähren es und strapazieren es mitunter. Aber wir haben es in der Hand! Shiatsu kann Sie dabei unterstützen.
Quelle: Mike Mandl, Immunität aus Sicht der TCM. www.das-zentrum.com [letzter Aufruf 22.11.2021]